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Selbstbestimmung: Was bedeutet sie für mich als kreative Allrounderin?

  • Karina Röpcke
  • 25. Juli
  • 9 Min. Lesezeit

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Was soll ich denn dazu schreiben?

Das waren meine Gedanken, als Sandra Hoppenz zu ihrer Blogparade mit dem Thema „Was bedeutet für mich Selbstbestimmung?“ aufrief.

Und so ignorierte ich die Frage und widmete mich anderen Artikeln.

Doch irgendwie lies sie mich nicht mehr los.

Ich ging mit ihr spazieren, stellte sie Freunden und Kolleginnen und mir ... immer und immer wieder.

Beim Schreiben sortierten sich meine Gedanken.

Was bedeutet Selbstbestimmung eigentlich für mich – als kreative Allrounderin, als Frau, als Mensch, der oft gegen das laute Außen ansteuern muss, um bei sich selbst zu bleiben?

Und hier ist er, mein Artikel. Nicht pünktlich im Zeitrahmen der Blogparade, aber er ist geschrieben. Und falls du auch kreativ arbeitest, dich selbstständig machst oder mit inneren Antreibern und Zweifeln kämpfst, findest du hier vielleicht den einen oder anderen Impuls.


Viel Freude beim Lesen!


Inhaltsverzeichnis



Was bedeutet Selbstbestimmung?


Selbstbestimmung ... ein großes Wort. Es fühlt sich mächtig an, aber auch irgendwie einschüchternd. So ein Wort, das man erstmal ein bisschen drehen und wenden will, bevor man es sich ganz in den Mund legt.

Bevor ich diesen Artikel begonnen habe, habe ich einige meiner Freundinnen und Kollegen gefragt: "Was bedeutet es für dich, selbstbestimmt zu leben?"


Folgendes kam dabei heraus:

Selbstbestimmung bedeutet, wie ein Kind zu sein. Es zieht an, was es möchte – nicht um zu rebellieren, nicht um zu gefallen, sondern einfach, weil es sich selbst gefällt.

Grenzen setzen – fast immer gennant. NEIN sagen, STOPP sagen, sich abgrenzen. Eigene Bedürfnisse spüren und ausdrücken. Sich selbst ernst nehmen.

Für manche war Selbstbestimmung auch ein innerer Kompass, eine Art der Orientierung. Sobald ich weiß, wohin ich möchte, kann ich Entscheidungen treffen, die in diese Richtung führen.


Was bedeutet Selbstbestimmung für mich als kreative Allrounderin?


Mein erster Gedanke war: FREIHEIT. Und zwar nicht nur im großen, politischen Sinne. Sondern diese kleine, tägliche Freiheit:

Die Freiheit, nur Aufträge anzunehmen, die ich mag.

Die Freiheit, mir die Wohnung so einzurichten, wie ich es möchte.

Die Freiheit, das anzuziehen, was mir gefällt.

Die Freiheit, meine Haare grau sein zu lassen, obwohl andere meinen: "Grau macht alt."

Tatsächlich habe ich überhaupt nicht an das Wort selbst gedacht. Aber ja, das Wort sagt es schon: Ich bestimme selbst.


Was bedeutet Selbstbestimmung für mich nicht?


Als ich Sandras Fragen zur Blogparade gelesen habe, fiel mir sofort einer meiner meistgelesenen Artikel ein: „Der große Unterschied zwischen Selbstliebe und Narzissmus“. Vielleicht, weil es auch bei der Selbstbestimmung so leicht ist, sie mit Egoismus zu verwechseln.

Oft ist es viel einfacher zu sagen, was Selbstbestimmung nicht ist. Wenn ich für mich entscheide, heißt das nicht, dass ich über Grenzen gehe – weder meine noch die anderer. Es bedeutet nicht, egoistisch oder rücksichtslos zu sein. Es bedeutet nicht, sich immer durchzusetzen oder keine Kompromisse mehr einzugehen. Und es bedeutet ganz sicher nicht, dass ich „bestimme“, wie andere zu leben haben.

Es geht mir auch nicht darum, lauter zu sein als andere.

Für mich bedeutet Selbstbestimmung eher das Gegenteil: echt zu sein. In Verbindung mit mir selbst. Klar in dem, was ich brauche. Freundlich in dem, was ich mitteile. Und offen dafür, dass andere ihren Weg genauso gehen – nur eben anders.


Wie selbstbestimmt lebe ich?


Ich habe mich vor drei Jahren für die Selbstständigkeit entschieden. Nicht, weil es der einfachere Weg war, ganz im Gegenteil.

Sondern weil ich mir eine 40-Stunden-Woche im Büro einfach nicht mehr vorstellen konnte.

Ich wähle Aufträge, auf die ich Lust habe. Ich liebe Haustiere, streichle aktuell aber die meiner Freund*innen. Ich arbeite mit meinem Laptop manchmal auf dem Campingplatz oder besuche unter der Woche Freundinnen. Und an anderen Tagen fluche ich über abgesagte Aufträge oder mache mir ernsthafte Gedanken und Geldsorgen.

Gerade dieses Jahr merke ich, wie sehr Menschen ihr Geld festhalten. Kreativität scheint plötzlich ein Luxus zu sein. Kolleginnen berichten, dass ihre Kurse kaum noch gebucht werden. Liegt es an der Inflation, am Krieg, an der Dauerkrise?

Und doch: Ich liebe die Selbstständigkeit. Ich darf Workshops geben, kreative Prozesse begleiten, mit 47 beim Teambuilding-Event wieder Kind sein. Und das genieße ich sehr.


Wann habe ich zuletzt gespürt: Jetzt bin ich ganz bei mir, das ist mein Weg?


Eigentlich jeden Morgen. Gerade hüte ich das Haus einer Freundin, inklusive zweier Felltiger. Ich schreibe meine Morgenseiten, male abends auf meinem kleinen quadratischen Zeichenblock und verliere mich in Linien. Viele meiner Zeichnungen landen in der artcollabfamily – meiner Instagram-Kunstgemeinschaft.

Letzten Monat habe ich zum ersten Mal einen großen Zeichenauftrag erhalten. Ein Comic. Ich durfte zeichnen und wurde dafür bezahlt. Das war so ein Moment. So ein: "JA, das bin ich. Und ja, das darf Geld bringen."

Natürlich schleicht sich auch da der Gedanke ein: Was, wenn ich auf Knopfdruck kreativ sein muss?

Aber solange ich mir meine Aufträge aussuchen kann …


Was braucht es, um Entscheidungen zu treffen, die wirklich aus mir selbst herauskommen?


Ich muss wissen, was ich will. Meine Werte kennen. Meine Bedürfnisse ernst nehmen. Ich habe gelernt, dass es manchmal ein bisschen dauert, bis eine Entscheidung reift. Aber wenn ich sie einmal getroffen habe, stehe ich dazu. Mit allem, was dazugehört.


Was hat mich unterstützt, mehr ich selbst zu sein?


Definitiv meine Mom. Sie ist mein Vorbild. Eine Frau, die ihr Leben immer selbst in die Hand genommen hat.

Und ja, ich habe eine Coaching-Ausbildung gemacht, sowie den Heilpraktiker für Psychotherapie – da lernt man einige Tools kennen: das Lebensrad, die Lebenslinie, Wertearbeit, „Inneres Team“ nach Schulz von Thun, das eigene Ikigai entdecken, Dosha-Typen aus dem Ayurveda. Alles spannend.


Was mir aber wirklich geholfen hat: meine eigene Verhaltenstherapie.

Es gab eine Zeit, in der ich nicht mehr die Starke war, die alles allein hinbekommt. Und ehrlich gesagt – ich musste das auch gar nicht mehr sein. Ich habe mich geöffnet. Habe mich jemandem anvertraut, der ganz neutral war, aber die richtigen Fragen stellte. Diese leisen, lebensverändernden Fragen, die einen nicht belehren, sondern begleiten.

Ich bin so dankbar für diese Erfahrung. Und ich kann es nicht oft genug sagen: Jeder Mensch sollte einen Gesprächsbuddy haben. Jemanden, der zuhört, ohne zu bewerten. Der mitfragt, statt zu urteilen. Dieses Stigma rund um das Thema Psyche – das darf endlich verblassen. Wirklich. Es gehört in die Vergangenheit.


Heute ist es vor allem das Zeichnen meiner Mini-Mes, das mir hilft. Mein visuelles Tagebuch. Wenn ich innerlich sortieren muss, greife ich zu Stift und Papier. Ich zeichne, ich schreibe, ich male.

Vielleicht kennst du das auch: Wenn das, was vorher nur ein wirres Gefühl war, plötzlich eine Form bekommt. Eine Farbe. Einen kleinen Ausdruck von „So geht’s mir gerade.“ Und das reicht manchmal schon, um wieder einen Schritt weitergehen zu können.



In meiner Arbeit als Kreativberaterin und in meinen Workshops erlebe ich immer wieder, wie befreiend kreativer Ausdruck sein kann. Wie Menschen aufblühen, wenn sie sich erlauben, einfach drauflos zu malen – ohne Bewertung, ohne Erwartung. Das ist für mich ein gelebter Ausdruck von Selbstbestimmung.

Ich erinnere mich an eine Teilnehmerin, die sagte: „Ich wusste gar nicht, dass ich das kann – aus dem Kopf zeichnen.“ Und genau da liegt für mich der Zauber. Kreativität zeigt uns: Du kannst. Punkt.


Was hält mich manchmal noch zurück?


Alte Glaubenssätze. Geldangst. Zweifel. Der innere Kritiker, der flüstert: "Was, wenn das alles nicht reicht?"

Aber ich stelle mich diesen Stimmen. Nicht immer mit einem großen "Tschakka!", manchmal einfach nur mit einem kleinen "Ich hör dich. Aber ich geh trotzdem weiter."

Erst diese Woche habe ich mir eine Angstliste erstellt und Punkt für Punkt widme ich mich jeder einzelnen.


Ist es egoistisch, selbstbestimmt leben zu wollen?


Nein. Wie Audre Lorde es sagt: "Selbstfürsorge ist kein Egoismus. Es ist ein Akt der Selbstachtung."

Ein selbstbestimmtes Leben heißt nicht: Ich zuerst. Sondern: Ich auch.


Ist ein selbstbestimmtes Leben überhaupt möglich?


Nicht immer zu 100 %. Aber in vielen kleinen Momenten. In der Art, wie ich meinen Kaffee trinke. In der Entscheidung, wem ich meine Energie schenke. In einem klaren Nein. In einem leisen Ja zu mir selbst.

Und manchmal, wenn ich zeichne, da vergesse ich, dass es die Welt da draußen überhaupt gibt. Dann bin ich ganz bei mir.

Selbstbestimmt. Verbunden. Lebendig.


Meine Buchtipps* aus dem Bereich Psychologie & Persönlichkeitsentwicklung


1. „Der Weg des Künstlers" – Julia Cameron


Ein Buch, das ich immer wieder empfehle, ist „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron. Es ist mehr als ein Kreativ-Ratgeber, es ist ein 12-Wochen-Programm, das dich zurück zu deiner inneren Stimme führt. Es geht nicht nur ums Kreativsein, sondern vor allem darum, dich selbst ernst zu nehmen.

Dir zu erlauben, Räume zu schaffen, in denen nichts „geleistet“ werden muss. Kein Perfektionismus, keine Deadline, einfach nur du und deine Gedanken.

(Kleiner Funfact am Rande: Ich habe für das 12-Wochen-Programm tatsächlich 12 Monate gebraucht. Aber es war der Beginn meiner Morgenseiten und das ist bis heute eine der wertvollsten Routinen in meinem Leben.)


1. „Das Kind in dir muss Heimat finden“ – Stefanie Stahl


Ein echter Klassiker, wenn du dich für die innere Kind-Arbeit interessierst. In dem Buch geht es darum, wie alte Prägungen dein Verhalten beeinflussen und wie du wieder „bei dir“ ankommen kannst.

Für Mini-Me-Fans wie mich ist es super anschlussfähig und kann gut als Grundlage für die kreative Selbstreflexion dienen ... und wenn es nur um das visuelle Festhalten eines Wochenendes ist.


2. „Du musst nicht von allen gemocht werden“ – Ichiro Kishimi & Fumitake Koga


Wer mich kennt, weiß, wie gerne ich „Synchronisation!“ rufe.

Dieses kleine Wort ist für mich zu einer Art innerem Mantra geworden. Eine Erinnerung daran, dass etwas plötzlich zusammenpasst. Sich verbindet. Oder einfach klick macht.

Das Hörbuch „Du musst nicht von allen gemocht werden“ wartete schon lange in meiner digitalen Schublade. Immer wieder habe ich es angehört, dann pausiert, dann wieder hervorgeholt. Und gestern, beim Spaziergang, war es plötzlich wieder da. Ich hatte so oft den Impuls, laut „Synchronisation!“ zu rufen.

Ich hörte das Kapitel „Was wahre Freiheit ist“. Und es war, als würde es direkt in mein Inneres sprechen. Dieses Buch ist ein philosophisch-psychologischer Dialog, inspiriert von Alfred Adler. Es geht darum, wie sehr wir Menschen uns nach Anerkennung richten – nach dem, was andere von uns denken, erwarten, fordern. Und wie Selbstbestimmung entstehen kann, wenn wir diese Abhängigkeit loslassen.

Also wenn du oft das Gefühl hast, dich zu sehr nach außen zu orientieren, ist dieses Buch eine zarte, aber kraftvolle Einladung, wieder mehr bei dir selbst anzukommen. Wunderschön geschrieben – klar, dialogisch, tiefgründig und gleichzeitig sehr zugänglich.


3. „Finde dein Warum“ – Simon Sinek


Ich habe mir das Buch gekauft, als ich mich selbständig gemacht habe. Es ist zwar sehr auf Business und Führung ausgerichtet, aber das Grundprinzip ist universell: Wenn du weißt, warum du etwas tust, kannst du mit Klarheit und Selbstbestimmung handeln :-)

Und wenn du möchtest, kannst du dein persönliches „Warum“ auch kreativ z.B. als Collage in Form eines Visionboards oder als Mindmap umsetzen.


4. „Presence: Bringing Your Boldest Self to Your Biggest Challenges“ – Amy Cuddy


Das Buch ist eine Mischung aus Psychologie, Embodiment und Mut.

Amy Cuddy zeigt, wie sehr die Körperhaltung und die mentale Einstellung zusammenhängen und das du dir mehr zutraust, wenn du innerlich präsent bist.

In meinen Zeichen-Kursen und Workshops lasse ich die Teilnehmer*innen am Beginn der Session auch mental "ankommen", indem sie tief- ein und ausatmen.


5. „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ – Eckhart Tolle


Zwar ist das Buch spiritueller und manchmal etwas abstrakt, aber zauch hier findest du die die Botschaft: Wenn du ganz im Moment bist, wirst du unabhängig von äußeren Erwartungen.

Für mich war es nicht einfach zu lesen. Ich musste die Seiten erneut lesen und Pausen machen. Daher ist es eher für ruhige Phasen als Inspirationsquelle vor dem Zeichnen oder Journaling geeignet.


6. Die Biografie „Becoming“ von Michelle Obama


Ich hab das Hörbuch von Michelle "verschlungen", so inspirierend war es.

Das Buch ist ihre Lebensgeschichte über Identität, Mut und das Suchen und Finden der eigenen Stimme.


7. „Big Magic“ – Elizabeth Gilbert


„Ideen sind lebendige, eigenständige Dinge. Sie suchen sich Menschen, die bereit sind, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn du eine Idee nicht annimmst – aus Angst, aus Zweifel oder weil der Moment gerade nicht passt – dann zieht sie weiter. Und sucht sich jemanden, der bereit ist, sie umzusetzen.“

– Elizabeth Gilbert, Big Magic


Ich liebe diesen Gedanken aus Big Magic. Dass Ideen eine Art Eigenleben haben. Dass sie uns finden, nicht zufällig, sondern weil wir gerade bereit sind. Und wenn wir zögern, zu lange abwägen oder den Mut nicht aufbringen? Dann ziehen sie weiter. Ganz still. Und klopfen woanders an.

Vielleicht ist genau das auch eine Form von Selbstbestimmung: Den Mut haben, Ja zu sagen, wenn etwas bei uns anklopft. Auch wenn wir noch nicht wissen, wohin es führt.


Es ist ein wildes Buch über Kreativität, Angst und das Vertrauen in die eigene Intuition. „Kreativität ganz ohne Druck“:

Ich mag es sehr.


8. „Wild“ – Cheryl Strayed


Wie gehe ich meinen Weg, Schritt für Schritt? Der Weg zu sich selbst – über 1.700 km Wanderung.

Ich selbst liebe das Pilgern. Das Buch ist super für Menschen, die ihren Weg gerade suchen oder am liebsten in Bildern denken.


Fazit:


Selbstbestimmung ist für mich kein Ziel, das ich erreiche und dann abhaken kann. Es ist ein Zustand in Bewegung. Selbstbestimmung ist meine Haltung.


Ich habe gelernt: Es geht nicht darum, immer sicher, laut oder fest überzeugt zu sein. Sondern darum, zu spüren, was mein nächster kleiner Schritt ist und den dann auch zu gehen. Auch wenn’s wackelt. Auch wenn ich zögere. Auch wenn’s sich nicht immer leicht anfühlt.

Meine Kunst, mein Schreiben, meine Mini-Mes – all das sind Werkzeuge, mit denen ich mich selbst wiederfinde, wenn ich mich im Lärm der Welt verliere.


Und genau das möchte ich weitergeben – in meinen Workshops, in meinen Beratungen, in meinen Illustrationen. Dass es erlaubt ist, bei sich selbst anzukommen. Und dass ein selbstbestimmtes Leben nicht perfekt sein muss. Sondern echt.


Alles Liebe - Deine Karina 🤍


Frau im Wald mit dem Blick zum Himmel
Spontanes Fotoshooting mitten am Tag: auch das bedeutet für mich selbstbestimmt und frei zu leben.

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