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Was mein inneres Kind unbedingt noch tun möchte

  • Karina Röpcke
  • vor 6 Tagen
  • 6 Min. Lesezeit


„Immer willst du die Bestimmerin sein.“


Ein Satz, der sich tief in meinem Kopf verankert hat. Ich war vielleicht fünf, als mein Spielgefährte mir diesen Satz ziemlich direkt an den Kopf knallte.

Und ja, bestimmen konnte ich. Genau wie laut sein. Und wild. Und völlig ungebremst.

Heute?

Von dieser wilden Karina ist manchmal nicht allzu viel übrig. Die "Gesellschaft" hat geformt und geschliffen. Ich bin oft zu angepasst, zu vorsichtig, zu … ich weiß es nicht.

Nur: Die unbändige Version von mir, die gibt’s noch. Und sie meldet sich.

Denn genau darum geht’s in meiner Blogparade: Um das, was mein inneres Kind unbedingt noch tun möchte.


Ein Maßband für den Rest des Lebens


Es gibt dieses kleine Coaching-Tool, das mich ziemlich wachgerüttelt hat:


Nimm ein Maßband. Vielleicht eines aus Papier. Kennst du die von Ikea, die früher überall zusammen mit den kleinen Bleistiften in jedem Gang hingen? Genau, das meine ich. Mach an der Stelle einen Schnitt, wie alt du bist. Bei mir ist die Zahl 46. Schneid es einfach ab.

Dann überleg: Wie alt werden Menschen eigentlich? 78? Jünger? Älter? Chatgpt meint: In Deutschland liegt die durchschnittliche Lebenserwartung* aktuell bei etwa: Frauen: ca. 83 Jahre und Männer: ca. 78 Jahre.

Ich nehme die 83 und schneide das Maßband dort nochmal ab. Der Rest vom Maßband sind 37. Das bedeutet, es bleiben statistisch gesehen noch 37 weitere Jahre Lebenserwartung übrig.

Das sind natürlich nur Durchschnittswerte, kein festgeschriebener Plan. Aber sie sind eine ungefähre Orientierung, wie viel Zeit ich (rein rechnerisch) noch vor mir habe. Und ehrlich gesagt: Das ist keine kleine Restzeit, das ist ziemlich viel. Das ist fast ein zweites Leben. Und ich frage mich: Was will ich mit diesem zweiten Leben machen?


Mitten im Leben


Ich möchte dich einladen, diesen Gedanken mitzugehen:

Wir sind nicht „in der Mitte des Lebens“. Wir sind mitten im Leben.

Und genau jetzt ist die Zeit, tief verborgene Wünsche wieder auszugraben.

Kreativ zu sein. Zu spielen. Zu leben.

Also los geht’s: Hier kommt mein eigener Beitrag zur Blogparade:

Was mein inneres Kind unbedingt noch tun möchte.


Inhaltsverzeichnis:



Was bedeutet das „innere Kind“ für mich?


In meiner Bubble kennt es irgendwie jede*r, das innere Kind. Spätestens seit Stefanie Stahls** Bestseller ist der Begriff in aller Munde.

Sie beschreibt das innere Kind als den Teil in uns, der unsere frühen Erfahrungen, Bedürfnisse und Verletzungen speichert. Der emotional reagiert, bevor der Verstand überhaupt eine Chance hat. Es ist der Teil, der Nähe sucht, sich gesehen fühlen will und gleichzeitig pure Lebensfreude, Kreativität und Vertrauen in sich trägt.

In der Psychologie ist es genau das: frühkindlichen Prägungen. Die ganz zarten, oft unbewussten Anteile, die bis heute unser Denken, Fühlen und Handeln lenken.


Für mich persönlich ist mein inneres Kind:

Die kleine Karina mit wildem Kopf und großem Herzen.

Die, die fühlt, bevor sie denkt.

Die, die neugierig in neue Projekte springt, obwohl da schon wieder ein Papierstapel wartet.

Die, die das Zepter in die Hand nimmt und die Spielregeln bestimmt (nicht aus Trotz, sondern aus purer Begeisterung am Leben.)


Gerade in dem Moment als das Foto entstanden ist, öffnet sich der Saugknopf des kleinen grünen DDR-Plastik-Sprungfroschs auf meinem Kopf und fliegt samt Metallfeder in die Höhe. Was für ein Blick von mir :-)
Gerade in dem Moment als das Foto entstanden ist, öffnet sich der Saugknopf des kleinen grünen DDR-Plastik-Sprungfroschs auf meinem Kopf und fliegt samt Metallfeder in die Höhe. Was für ein Blick von mir :-)


Was mein inneres Kind heute unbedingt noch tun möchte


Neulich hab ich meine Mutter gefragt:

„Was ist für dich das größte Glück?“

Ihre Antwort hat mich total berührt: „Lebendigkeit.“



Eine meiner Instagram-Storys diese Woche: Eine Zeichnung von großartigen Frauen, die mein Leben prägen. Freundinnen, Kolleginnen – und mittendrin meine Mom.


Sie ist für mich das beste Beispiel für ein gelebtes inneres Kind.

Laut. Bunt. Unangepasst.

Manchmal zu viel, aber immer ganz sie selbst.

Und genau das will auch ein Teil in mir.

Nur nicht immer trau’ ich mich.


Aber wenn ich weiß, dass da noch 37 Jahre Leben vor mir liegen …

Dann will ich mehr:

  • mehr Schreiben, ohne an Bewertungen zu denken

  • mehr Zeichnen, auch wenn es „nur“ mein hundertstes Skizzenbuch füllt

  • mehr Workshops geben, in denen andere wieder Lust aufs Kreieren bekommen

  • und mehr Lebensfreude, einfach weil ich’s kann.


Und weißt du … manchmal, wenn es ganz still wird in mir, stelle ich mir diese eine Frage:

Was will ich eigentlich wirklich – also so richtig?

Und dann wird da etwas laut.

Nicht schreien, eher so ein Drängen. Ein warmer, beharrlicher Gedanke: „Erschaffe dir dein eigenes Spielzimmer.“

Einen Ort nicht nur für mich. Zum Ausprobieren. Zum Lautsein, Leisewerden, Loslassen.

Ein Platz, an dem Kreativität auf echte Verbindung trifft.

Denn so sehr ich das Online-Arbeiten liebe, es fehlt was.

Dieses Kribbeln im Raum, wenn Menschen zusammenkommen.

Wenn gelacht, gezeichnet, ausprobiert wird.

Wenn plötzlich jemand über sich hinauswächst und strahlt, weil er oder sie etwas Neues gewagt hat.

Ich sehe es ganz deutlich vor mir, mein eigenes lichtdurchflutetes Atelier mit den riesigen offenen Fenstern, cremeweißen-leicht-transparenten, bodenlang-wehenden Vorhängen. Der Fußboden, ein wunderschönes, zeitloses, frisch-abgeschliffenes und neu poliertes Fischgrätparkett verleiht diesem Raum so viel Charme und Wärme. Ich sehe meine geliebten Licht- und Schattenspiele an den weißen Wänden tanzen. Auf dem wunderschönen riesigen braunen Holztisch steht mein selbstbemalter Lieblingsbecher mit einem Hauch von Zimt und Vanille duftendem Kaffee. Dieser Raum, mit so viel Weite, Licht und Wärme fühlt sich wie Heimat an.

Oh ja, genau das wünsche ich mir. Einen Ort zum Auftanken, eine "Spielwiese" zum Verbinden, Kreieren, zum Lebenlieben.

Genau dahin möchte ich gehen.


Karina Röpcke Illustration - Zeichnung in braun-beige

Was mich oft davon abhält und wie ich damit umgehe


"Ich kümmere mich um die Quantität, das Universum um die Qualität."



Ich sag’s dir, mein zweiter Vorname ist Perfektionismus.

Ich kritzel, verwerfe, zweifle, vergleiche.

So viele Zeichnungen hab ich in die digitale Schublade gelegt.

So viele Texte schlummern als Entwurf in meinem Blog.

Zu persönlich, zu unklar, zu egal.

Oder das Beitragsbild fehlt. Oder andere schreiben bestimmt viel klüger.

Diese Gedanken sind laut.

Aber ich übe, ihnen nicht mehr zuzuhören.

Ich drücke trotzdem auf „Veröffentlichen“.

Zeige meine Zeichnung, auch wenn der Feed nicht „ästhetisch“ aussieht.


Ich habe gelernt, mein inneres Kind will nicht perfekt sein.

Es will spielen. Ausprobieren. Scheitern dürfen.

Ich bin mir sicher, genau da beginnt Mut. Nicht, weil ich keine Angst mehr habe. Sondern, weil ich trotzdem losgehe.


Einfach machen.

Immer wieder.

Mit zitternden Knien und klopfendem Herz.

Aber machen.


Kreativität als Spielplatz fürs innere Kind


Kreativität ist für mich der sicherste Ort der Welt.

Da darf ich sein, wie ich bin. Ohne Filter. Ohne Checkliste.

Sie ist mein Rückzugsort und mein Sprungbrett.

Sie ist ein Ort, an dem ich mich immer wieder finde und gleichzeitig neu erfinde.

Im Zeichnen, im Schreiben, im freien Denken passiert so viel mehr als nur „Gestaltung“.

Es wird verarbeitet. Geheilt. Gestaunt.

Ich glaube fest daran: Kreativität ist kein Hobby.

Sie ist ein Weg zu mir selbst.


Und heute?


Neben mir dampft mein Kakao. Der 15x15 cm Zeichenblock liegt schon bereit, die bunten Stifte in Lauerstellung. Sobald ich hier auf "Veröffentlichen" drücke, geht’s los.

Dann wird gemalt.

Ja, ich gebe zu, dass könnte ich den ganzen Tag machen. Kakao trinken und zeichnen.

Kleine Mini-Me’s, Figuren aus meinem Alltag. Durch sie komme ich mir näher. Dem Kind in mir. Dem echten Ich.

Es geht nicht darum, wie sie aussehen. Sondern darum, wie sie sich anfühlen.

Diese kleinen Wesen erinnern mich daran, wer ich bin.

Und was alles noch möglich ist.


Zum Schluss – oder besser: ein Anfang?


Ich glaube, mein inneres Kind hat heute das letzte Wort.

Und es sagt: „Mehr davon.“

Mehr Mut. Mehr Spiel. Mehr echter Ausdruck. Schnapp dir dein Atelier, feier die nächsten 37... 60?! Jahre und nimm den Raum für alles, was in dir steckt, auch wenn es nicht jedem gefällt.


Und wenn DU bis hierhin gelesen hast – von Herzen: Danke.


Vielleicht hat sich in dir beim Lesen ja auch was geregt. Ein leiser Impuls, eine alte Erinnerung, ein Wunsch, der sich plötzlich bemerkbar macht.


Wenn du Lust hast, dann mach gern mit bei meiner Blogparade„Was mein inneres Kind (heute) unbedingt noch tun möchte“.

Ob ein Gedanke, ein Text, ein Bild, ein Lied, ganz egal.

Teile das, was für dich gerade stimmig ist.

Denn ich bin mir sicher: Dein inneres Kind hat was zu sagen.

Und ich bin so gespannt, was es ist.


Alles Liebe - Deine Karina 🤍


Screenshot Instagram-Story Karina Röpcke Illustration


*Diese Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt (Destatis, Stand 2023) und basieren auf aktuellen Sterbetafeln.

** Stefanie Stahl ist Psychologin und Autorin. Ihr Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ zählt zu den bekanntesten Werken zum Thema inneres Kind im deutschsprachigen Raum.


Illustrationen: Karina Röpcke

2 Comments


Guest
vor 6 Tagen

Liebe Karina, ich lieb's!!! hach, wie schreibst Du authentisch, als ob Du mit mir am Tisch sitzen und Deine Gedanken fließen lassen würdest ... und ich sehe Deinen Raum vor mir, ich wünsche Dir, dass er so bald wie möglich zu Dir kommt samt aller Möglichkeiten, die Du dafür noch brauchst. Und ich verspreche Dir: Ich komm Dich besuchen - zusammen mit meinem inneren Kind!!!

Alles, alles Liebe ♥️

Gertrud

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Susanne
vor 6 Tagen

Liebe Karina, so ein schöner Blogartikel, der mich reingezogen hat, mitgerissen hat und auch sehr zum Nachdenken angeregt hat. Vielen Dank für die Einladung zu deiner Blogparade, die ich dankend annehme.

Alles Liebe, Susanne

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