Ikigai, Kreativität & mentale Gesundheit – Wie du deinem inneren Kompass folgst
- Karina Röpcke
- 7. Mai
- 7 Min. Lesezeit

Es gibt Tage, da fühlt sich alles zäh an. Du stehst auf, weil du musst, nicht weil du willst. Der Kaffee schmeckt okay, der Blick aus dem Fenster ist grau – außen wie innen. Und dann gibt es diese anderen Tage. Sie sind leise besonders. Du wachst auf, ein Gedanke huscht durch deinen Kopf, und du spürst: Da ist etwas, das mich ruft. Vielleicht ein Projekt, eine Idee, ein leises Kribbeln in den Fingern. Es fühlt sich sinnvoll an. Wie ein inneres Leuchten.
Genau das ist der Moment, in dem ich über Ikigai gestolpert bin. Nicht als Methode, nicht als Ziel – sondern wie über einen alten Freund, der sagt: „Du darfst so leben, wie es dir guttut.“ Und wenn du wie ich mit Kreativität unterwegs bist, dann lohnt es sich, diesen Gedanken genauer anzuschauen.
Was, wenn dein innerer Antrieb nicht hart erarbeitet, sondern liebevoll gepflegt werden will? Was, wenn Sinn und Kunst kein Widerspruch sind? Und was, wenn genau darin ein Weg liegt, der nicht nur schöner, sondern auch gesünder ist?
Viel Freude beim Lesen!
Was du in diesem Artikel lesen kannst:
Was ist Ikigai?
Stell dir vor, du wachst am Morgen auf. Ein Lächeln macht sich auf deinem Gesicht breit und deine Augen beginnen zu leuchten. „Das wird ein schöner Tag“, denkst du, während du mit Leichtigkeit und einem freudigen Sprung das Bett verlässt.
Okay, ganz so strahlend muss es vielleicht nicht sein – aber genau das ist es, worum es beim Ikigai geht: um den Grund, morgens aufzustehen. Nicht aus Pflicht, sondern aus Freude. Aus einem inneren Ruf heraus, der dich leise, aber bestimmt durchs Leben führt.
Ich habe lange gesucht – nach einem roten Faden, der sich gut anfühlt. Irgendwann bin ich über das Wort Ikigai gestolpert. Klingt weich und rund, irgendwie freundlich. Und genau das ist es auch: ein japanisches Konzept für das, wofür es sich zu leben lohnt. Kein Druck, keine To-do-Listen. Nur die Frage: Was bringt dein Herz zum Leuchten?
Vielleicht hast du schon mal von Ikigai gehört – in meinem Adventskalender, auf Instagram oder in einem älteren Artikel von mir.
Heute möchte ich dich einladen, es neu zu betrachten: Was passiert, wenn du Ikigai mit Kreativität verbindest? Wenn dein innerer Antrieb nicht nur funktioniert, sondern auch leuchtet? Kann Ikigai dir helfen, kreative Blockaden zu lösen, deine Kunst (wieder) zu lieben und dich selbst ein Stück mehr zu verstehen?
Ich sage: Ja.
Ikigai und Kreativität – wenn dein Inneres sichtbar wird
Kreativität ist mehr als Malen, Schreiben oder Basteln. Sie ist ein Lebensgefühl. Eine Sprache ohne Worte. Manchmal ist sie laut und bunt, manchmal leise und fast unsichtbar. Aber immer ist sie ein Ausdruck dessen, was in uns wohnt.
Doch die kreative Quelle versickert schnell, wenn wir unter Druck stehen. Wenn der Anspruch, „etwas daraus zu machen“, größer wird als die Freude am Tun. Genau hier kommt Ikigai ins Spiel.
Wenn du weißt, warum du kreierst – wenn du dein inneres Warum kennst – wird deine Kunst wieder frei. Dann malst du nicht mehr für Likes, sondern für dich. Du schreibst nicht, um zu beeindrucken, sondern um zu verstehen. Deine Kreativität darf atmen, wachsen und leuchten. Ganz ohne Filter.
Die vier Elemente des Ikigai – und wie sie deine Kunst bereichern
Ikigai lebt in der Schnittmenge von vier Fragen:
Was liebst du?
Worin bist du richtig gut?
Was braucht die Welt von dir?
Wofür kannst du bezahlt werden?
Diese vier Bereiche lassen sich auch auf deine kreative Seite übertragen. Denn Kunst ist nicht nur Ausdruck – sie kann Berufung, Beitrag und Lebensgrundlage zugleich sein.

1. Was du liebst
Die Momente, in denen du die Zeit vergisst. Wenn du dich verlierst in Farben, Melodien oder Worten. Wo dein Herz schneller schlägt – nicht vor Stress, sondern vor Freude.
Beispiele:
Zeichnen, Malen, Skizzieren im Café oder auf Reisen
Farben mischen und mit neuen Techniken experimentieren
Gedanken auf Papier sichtbar machen (in Bildern oder Worten)
Tanzen, Singen oder Musizieren – alles, was dich kreativ ausdrücken lässt
Einfach mal den Pinsel schwingen, ohne Ziel, nur für dich
Etwas mit den Händen gestalten beim Keramik bemalen, Töpfern, bei der Holzgestaltung
Fotografieren oder mit Licht und Schatten spielen
Muster für Textilien entwerfen
2. Worin du gut bist
Talente, die dir oft gar nicht auffallen – weil sie dir leichtfallen. Vielleicht hast du ein gutes Auge für Komposition. Oder dein Stil ist sofort erkennbar. Vielleicht berührst du Menschen mit deinen Bildern, weil sie echt sind.
Beispiele:
du hast ein Gespür für Ästhetik, Farben und Formen
du liebst Details
du kannst eine besondere Mal- oder Zeichentechnik
dein eigener Stil ist unverkennbar
deine Bilder lösen Emotionen aus
du erzählst Geschichten mit deiner Kunst (z.B. in Form von Comics oder Illustrationen)
du berührst Menschen emotional mit deinen Werken
du findest kreative Lösungen für "Design"-Probleme
du bist super schnell im Skizzieren von Ideen und kannst Konzepte einfach erklären
3. Was die Welt braucht
Kunst kann inspirieren, verbinden, erinnern, berühren und bewegen. Sie kann Räume verändern, Menschen heilen, gesellschaftliche Themen aufgreifen oder einfach nur Schönheit in den Alltag bringen. Vielleicht ist genau das dein Beitrag.
Beispiele:
Du kannst ...
Kunstwerke mit gesellschaftlicher oder politischer Botschaft erschaffen
Menschen durch deine Kunst zum Nachdenken oder Fühlen bringen
Workshops oder Kurse geben, um Kreativität zu fördern
kunsttherapeutisch arbeiten (mit entsprechender Ausbildung), um Menschen zu unterstützen
nachhaltige Kunstprojekte oder Upcycling-Kunst machen
mit deiner Kunst Spendenaktionen oder wohltätige Zwecke unterstützen
Räume mit deiner Kunst verschönern und positive Energie verbreiten
4. Wofür du bezahlt werden kannst
Kunst darf auch wirtschaftlich sein. Ob du Auftragsarbeiten machst, Workshops gibst oder deine Werke online verkaufst –Kunst kann nicht nur deine Seele, sondern auch dein Konto bereichern. Der Schlüssel ist, einen Weg zu finden, mit deiner Kreativität auch finanziell nachhaltig zu arbeiten, ohne den Spaß daran zu verlieren.
Beispiele:
Auftragsarbeiten (Illustrationen, Porträts, Wandbilder)
eigene Kunst verkaufen (Drucke, Originale, in Form von Aktien
Workshops oder Online-Kurse anbieten
Arbeiten als Designer*in, Illustrator*in oder Künstler*in
Kunst für Produkte (z. B. Kalender, auf Textilien, Logodesign, Buchcover)
etsy, ebay, domestika oder andere Plattformen nutzen, um Unterstützung von Fans zu bekommen
Live-Kunst-Performances oder Eventzeichnen
Dort, wo sich all das trifft, beginnt dein Ikigai. Und es fühlt sich nicht nach Karriereleiter an, sondern nach einem weichen, stabilen Netz aus Sinn.
Wie du dein kreatives Ikigai findest
Vertraue deinem Tempo
Ikigai ist kein Ziel, das du abhaken musst. Es ist ein Prozess. Vielleicht sogar ein lebenslanger. Lass dir Zeit, lausche nach innen hör auf dein Bauchgefühl und geh kleine Schritte.
Reflektiere ehrlich
Was liebst du wirklich – auch wenn niemand zuschaut? Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielt? Welche Themen kehren immer wieder in deiner Kunst zurück?
Komm ins Tun
Schreiben, zeichnen, kritzeln. 10 Minuten am Tag reichen. Nicht für Instagram, nicht für Perfektion. Nur für dich.
Lass es sich verändern
Dein Ikigai ist nicht in Stein gemeißelt. Du wächst – und dein Lebenssinn wächst mit.
Kreativität & mentale Gesundheit – eine sanfte Verbindung
„Manchmal ist ein Pinsel, ein Stift oder ein Lied genau das, was unser Innerstes braucht, um wieder atmen zu können.“
Ich erlebe es immer wieder – bei mir selbst und in meiner Arbeit als Coach: Wenn Menschen einen Sinn in dem spüren, was sie tun, geht es ihnen besser. Sie fühlen sich verbundener, geerdeter, lebendiger.
Kreativität ist dabei wie ein innerer Garten. Wenn du ihn pflegst, wächst dort nicht nur Kunst, sondern auch Selbstvertrauen, Ruhe und Klarheit.
Fragen, die dich begleiten können:
Wann fühle ich mich lebendig?
Was kann ich stundenlang tun?
Wofür bekomme ich Komplimente?
Welche kreativen Tätigkeiten tun mir gut – auch mental?
Kleine Impulse für deinen Alltag
Starte den Tag mit der Frage: Was würde mir heute guttun?
Richte dir eine kleine Kreativecke ein – auch wenn es nur ein Notizbuch ist.
Lass jeden Tag ein Ausdruck sein: ein Lied, ein Gedanke, ein Farbklecks.
Erinnere dich regelmäßig: Du darfst neugierig, verspielt und unperfekt sein.
Kreativität durch Ikigai steigern – Konkrete Tipps
Finde dein Warum: Wieso kreierst du?
Entwickle Routinen, die dich mit deinem Ikigai verbinden
Nutze Ikigai, um langfristig kreativ zu bleiben & dich nicht zu verlieren
Setze deine Kreativität gezielt ein (z. B. ein Herzensprojekt starten)
Häufige Fragen zu Ikigai, Kreativität & mentaler Gesundheit
Was ist Ikigai einfach erklärt?
Ikigai ist ein japanisches Konzept und beschreibt das, wofür es sich zu leben lohnt. Es ist der innere Antrieb, der Sinn und Freude in deinen Alltag bringt.
Wie finde ich mein kreatives Ikigai?
Indem du ehrlich reflektierst, was du liebst, worin du gut bist, was die Welt braucht und wofür du bezahlt werden kannst. Die Schnittmenge zeigt dir deinen Weg.
Warum ist Kreativität wichtig für die mentale Gesundheit?
Kreativität hilft, Gefühle auszudrücken, Stress abzubauen und sich mit sich selbst zu verbinden. Sie wirkt oft wie ein Ventil – sanft, aber kraftvoll.
Was kann ich tun, wenn ich eine kreative Blockade habe?
Nimm den Druck raus. Fang klein an – 10 Minuten Zeichnen, Kritzeln oder Schreiben ohne Ziel. Frag dich nicht „Was bringt’s?“, sondern „Was tut mir gut?“
Kann ich mit meiner Kunst wirklich Geld verdienen?
Ja, das ist möglich – zum Beispiel durch Aufträge, Kurse oder Online-Shops. Wichtig ist, dass du deinen eigenen Wert erkennst und nicht nur für andere arbeitest.
Buchtipp für neugierige Seelen
"Ikigai: Gesund und glücklich hundert werden"* von Héctor García & Francesc Miralles – ein stilles, inspirierendes Buch über das Leben, das mehr fragt als „Was arbeitest du?“
Zum Schluss
Du musst nicht alles wissen. Du musst auch nicht sofort etwas ändern. Aber du darfst dir die Frage stellen:
Was bringt mein Herz zum Leuchten?
Und dann schauen, wohin es dich trägt.
Wenn du magst, erzähl mir davon. Schreib mir, lass mir einen Kommentar da oder trag dich in meinen Newsletter ein. Ich freu mich, von dir zu lesen.
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