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Was sind psychische Erkrankungen?


Frau sitzt auf Fensterbank

Einleitend zur Beantwortung der Frage möchte ich festhalten, warum ich diesen Artikel schreibe.

Als Betroffene einer ehemals psychisch kranken Mutter möchte ich Menschen über psychische Krankheiten aufklären. Ich selbst hätte mir damals gerne Unterstützung, das Wissen über die Krankheit und den Umgang mit der Depression gewünscht.

Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dazu beizutragen, dass Stigmatisierungen und Vorurteile aus den Köpfen verschwinden. Ich wünsche mir, dass Menschen (Betroffene und Angehörige) sich Hilfe und Unterstützung suchen, über ihre Themen sprechen, damit ihnen geholfen werden kann.

Menschen, die eine depressive Episode durchleben, sind nicht faul. Ein Mensch, der an einer Schizophrenie erkrankt ist, ist nicht automatisch gefährlich. Und nicht alle Menschen mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ verhalten sich selbstverletzend.

In den folgenden Wochen möchte ich Blogartikel verfassen, die einzelne Krankheitsbilder verständlich machen.

Für mich ist es ganz wichtig zu erwähnen, ich bin keine Ärztin, Psychologin, Therapeutin und (noch) keine Heilpraktikerin.

Während ich diesen Artikel schreibe, stecke ich mitten in den Prüfungsvorbereitungen für die Überprüfung beim Gesundheitsamt zur Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Hier meine Bitte: lass uns aufhören, psychisch kranke Menschen zu verurteilen, zu diskriminieren und sie in Schubladen zu stecken.


Also los gehts!

 

Die Inhalte dieses Blogartikels:

  1. Psychische Gesundheit vs. psychische Krankheit

  2. Definition psychischer Krankheitsbegriff

  3. Wo kann ich psychische Störungen nachlesen?

  4. Welche psychischen Störungen gibt es?

  5. Wie werden psychische Störungen behandelt?

  6. Welche Psychotherapieverfahren gibt es?

  7. Wer darf Menschen mit einer psychischen Erkrankung behandeln?

  8. In welche Hände gehören sie nicht?

  9. Buchempfehlung


Psychische Gesundheit vs. psychische Krankheit


Psychische Gesundheit bedeutet für mich, dass sich ein Mensch (frei von Leiden) seelisch und geistig wohlfühlt. Er ist in der Lage, sein volles Potenzial auszuleben und kann gut mit Stress und Belastungen privat, sowie im Beruf umgehen.


Definition psychischer Krankheitsbegriff


Hierfür gibt es genaue Definitionen. Laut den Psychiatrie-Richtlinien sowie dem DSM IV äußern sich psychische Erkrankungen in der Störungen der Wahrnehmung (Wahrnehmung ist das Reagieren auf äußere Reize z.B. durch die Sinne/ zu den Störungen gehören Halluzinationen, Illusionen und Pseudohalluzinationen), des Verhaltens, der Verarbeitung von Erlebnissen, der sozialen Beziehungen, sowie der Körperfunktionen.

Diese Störungen verursachen Leidensdruck und beeinträchtigen den Betroffenen in seiner Freiheit (z.B. die Angst das Haus zu verlassen, Angst vor öffentlichen Plätzen oder einen Beruf nachzugehen). Möchte der/die Betroffene etwas verändern, ist dies nicht oder nur zum Teil möglich.


Wo kann ich psychische Störungen nachlesen?


Wenn dich das Thema Psychologie interessiert oder du wissen möchtest, was der Code auf deiner Krankmeldung bedeutet, findest du es im ICD-10.

Die ICD-10 (International Classification of Diseases, die Zahl bedeutet die 10. Fassung) wurde durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeführt und ist das in Deutschland gängigste Referenzsystem. Ich verwende den roten Taschenführer (gibt es auch in blau) in Vorbereitung auf meine Überprüfung beim Gesundheitsamt. Das Taschenbuch enthält neben Symptomen, dem Verlauf, dem Schwergrad der Erkrankungen, auch Kurzbeschreibungen, Differenzialdiagnosen und dazugehörige Begriffe.

Die ICD-10 stellt somit ein verbindliches Klassifikationssystem dar, um eine Diagnose zu verschlüsseln. Der Buchstabe F steht für das fünfte Kapitel der ICD-10 und ist der Hinweis auf eine psychische Störung. Die nachfolgenden Ziffern im Diagnoseschlüssel erklären genauer, worum es sich handelt.

Zum Beispiel der Schlüssel F10:

Wie geschrieben, F steht für eine psychische Störung, die 1 bedeutet, es handelt sich um stoffgebundene Abhängigkeiten (psychotrope Substanzen) und die 0 steht für eine Störung durch Alkohol.


Im angloamerikanischen Sprachraum und für die internationale Forschung wird das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Disorder), aktuell in der 5. Auflage, verwendet.


Die ICD-11, der Nachfolger der ICD-10, soll eine noch differenziertere Kodierung und weitgehende Harmonisierung mit der DSM-5 ermöglichen und wird aktuell noch vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Bis dahin behält die ICD-10 ihre Gültigkeit.


Welche psychischen Störungen gibt es?


Die bekanntesten sind Angststörungen, Schlafstörungen, Depressionen, somatoformen Störungen, Essstörungen, Zwänge, ADHS (bei vielen Schulkindern diagnostiziert) und die Demenzen im Alter.


Laut ICD-10 werden sie in F1 bis F9 eingeteilt:

  • F0: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen → dazu gehören die Demenzen und andere psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder Störung im Gehirn oder einer körperlichen Krankheit

  • F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen → Alkohol, Opioide, Cannabinoide, Medikamentenabhängigkeit (Sedativa oder Hypnotika), Kokain, Koffein, Halluzinogene, Tabak usw.

  • F2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

  • F3: Affektive Störungen → Manie, Depression, bipolare affektive Störung

  • F4: Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen → Phobien, Angststörungen, Zwangsstörungen, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen, somatoforme Störungen, ...

  • F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren → hier zu finden sind die Essstörungen, die nichtorganischen Schlafstörungen, sexuelle Funktionsstörungen (die nicht durch eine organische Krankheit oder Störung verursacht sind), psychische Störungen im Wochenbett und nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen wie z.B. Vitamine, Steroide oder Naturheilmittel

  • F6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen → z.B. Borderline-Typ, histrionische Persönlichkeitsstörung, Störungen der Impulskontrolle (pathologisches Spielen, Pyromanie, Kleptomanie, ...)

  • F7: Intelligenzminderung

  • F8: Entwicklungsstörungen → Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache, Rechenstörung, Lese- und Rechenstörung, Autismus, ...

  • F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend → hyperkinetische Störungen, Ticstörungen, Mutismus, ...


Wie werden psychische Störungen behandelt?


"Psychotherapie ist das methodische Handhaben psychologischer Verfahren auf emotionaler, kognitiver und verhaltensbezogener Ebene zur Therapie von psychischen oder psychosomatischen Störungen oder Bearbeitung von Lebensproblemen." -W. Frank

Die Psychotherapie (griech.: Pflege der Seele) ist die Behandlung bei psychischen Störungen durch die Anwendung psychologischer Methoden. Psychologische Methoden können Gesprächstherapien, Verhaltenstherapien, Kunst- und Musiktherapien sein.

Ziel jeder Therapieform ist das Minimieren und Lindern des Leidens, sowie Verhaltensweisen und Persönlichkeitsstrukturen positiv zu verändern.


Welche Psychotherapieverfahren gibt es?


  • Psychoanalyse

  • Kognitiv-behaviorale Therapien

  • Systemische Therapien

  • Humanistische Therapien

  • Kreative, körperorientierte Therapien

  • Schematherapie


Neben der Psychotherapie wird die Pharmakotherapie bei psychischen Störungen angewendet.


Wer darf Menschen mit einer psychischen Erkrankung behandeln?


Psychiater und Psychologen dürfen mit entsprechenden Weiterbildungen als Psychotherapeuten psychische Erkrankungen behandeln.


In welche Hände gehören sie nicht?


Coaches, Berater, Heilpraktiker.

Heilpraktiker dürfen je nach Erkrankung begleitend arbeiten.




Buchempfehlung:


Diesen Taschenführer verwende ich aktuell zum Lernen:

Horst Dilling: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. 9. Auflage. hogrefe, 2019, ISBN 978-3-456-85992-7


Filmtipps zum Verständnis:





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